Assuan Staudamm

 

Alter Staudamm

Etwa sieben Kilometer südwestlich von Assuan befindet sich die alte Staumauer. Sie wurde zwischen 1898 und 1902 durch die Firma John Aird & Co. errichtet.
Ziel war es, die Wassermassen des Nils vor allem beim jährlichen Hochwasser so zu regulieren, dass in der anschließenden Niedrigwasserphase ausreichend Wasser für die bereits auf ganzjährige Kanalbewässerung umgestellten Felder verfügbar war. Am 10. Dezember 1902 wurde der Damm in Betrieb genommen. Das Bauwerk besteht aus Granitblöcken und Bruchsteinmauerwerk, ist an der Sohle 35 Meter, an der Krone 9 Meter breit und etwa 1965 Meter lang. In den Jahren 1907–1912 und 1929–1933 wurde der Damm auf 36 Meter erhöht. Durch 180 Durchlässe konnte der Wasserstand reguliert werden und auch der für die ägyptische Landwirtschaft wichtige, sehr fruchtbare Nilschlamm konnte die Sperre passieren.

Das seinerzeit weltweit größte Bauwerk seiner Art erwies sich bald als zu klein. Trotz der beiden nachträglichen Erhöhungen auf ein Stauvolumen von 5000 Mio. m³ (fünf Kubikkilometer) konnte es kaum den Bedarf der ganzjährigen Kanalbewässerung decken. Es war nicht in der Lage, eine niedrige Flut auszugleichen oder gar zwei Jahre mit besonders niedrigen Wasserständen zu überbrücken – Ereignisse, die seit pharaonischen Zeiten immer wieder zu großen Hungersnöten geführt hatten und bei der inzwischen auf ein Vielfaches gestiegenen Bevölkerung katastrophale Folgen gehabt hätten.

Neue Staudamm

Aufgrund das der Alte Staudamm der inzwischen zu klein wurde entschieden im Jahre 1952 Muhammad Nagib und Gamal Abdel Nasser sich schnell für die Idee eines großen Dammes, der allein durch Ägypten kontrolliert werden konnte, anstelle mehrerer Stauseen auf den Gebieten anderer Staaten. Im Jahr 1954 gab es Verhandlungen über ein Angebot von Hochtief und Rheinstahl Union Brückenbau für einen Steinschüttdamm und ein Kraftwerk mit acht Turbinen. Allerdings fehlte die Finanzierung der auf insgesamt 2,1 Milliarden DM geschätzten Kosten des Projektes, das auch eine Stickstofffabrik umfassen sollte. Die USA und Großbritannien stellten im Dezember 1955 einen Beitrag von 70 Millionen $ in Aussicht.

Die USA zogen ihre Bereitschaft aber schon sieben Monate später wieder zurück, weil die ägyptische Regierung 1956 die Volksrepublik China offiziell anerkannte und ihre Neutralitätspolitik den Unwillen der USA erregte. Damit stand auch eine Finanzierung durch die Weltbank nicht mehr zur Diskussion.
Nasser verstaatlichte daraufhin den Sueskanal, unter anderem, um den Dammbau finanzieren zu können, überstand die Sueskrise und erhielt die Unterstützung der Sowjetunion, die um Einfluss auf dem afrikanischen Kontinent bemüht war und den Damm ebenso wie die ägyptische Regierung als Prestigeprojekt betrachtete.

Da der Stausee auch große Teile des Niltales südlich der Landesgrenze überschwemmen würde, schloss Ägypten 1959 mit dem Sudan ein Abkommen. Ägypten übernahm die Kosten der Umsiedlung der betroffenen nubischen Bevölkerung im Sudan.

Am 9. Januar 1960 begann der Bau des Assuan-Staudamms. Vier Jahre später wurde nach Abschluss des ersten Bauabschnitts erstmals Nilwasser zur Füllung des Stausees eingeleitet. Der Staudamm ist mehr als 3800 Meter lang und 111 Meter hoch, an der Sohle 980 Meter und an der Krone etwa 40 Meter breit.
Am westlichen Ende des Damms ragt ein Beton-Denkmal in Form einer Lotusblüte mit einem zentral angeordneten Zahnrad in die Höhe – als Zeichen der ägyptisch-sowjetischen Freundschaft. Eine Aussichtsplattform befindet sich hier in 74 Meter Höhe. Der erzeugte Strom wird bis Kairo geleitet. Zur Zeit der Inbetriebnahme des Kraftwerkes lieferte es fast die Hälfte des Strombedarfs Ägyptens, heute beträgt sein Anteil immer noch 10 % der Stromerzeugung in Ägypten.

Der Stausee

Der etwa 500 km lange Stausee ist nach Inhalt der drittgrößte der Erde und nach Fläche der siebtgrößte. Das primäre Ziel des Baus des Assuan-Hochdamms war es, Ägypten, seine Bevölkerung und seine Landwirtschaft vor den katastrophalen Folgen längerer Dürreperioden an den Quellflüssen des Nils zu bewahren, die eine außergewöhnlich niedrige Wasserführung des Nils und damit eine weiträumige Vertrocknung der bewässerten Felder zur Folge gehabt hätte. In gleicher Weise sollte das Niltal unterhalb des Dammes vor Schäden durch Hochwasser geschützt werden. Beide Ziele wurden erreicht.Der Damm dient deshalb gleich mehreren Zwecken: - Bevorratung großer Wassermengen, um in Trockenperioden die Wasserversorgung sicherzustellen, und Kontrolle der abfließenden Wassermengen, um bei starkem Hochwasser das Nilland zu schützen:

  • Sicherung der Trinkwasserversorgung,
  • Stromerzeugung,
  • Verbesserung der Schiffbarkeit des Nils,
  • Aufbau neuer Industrien,
  • Außerdem übernahm er zwangsläufig die Funktion der alten Assuan-Staumauer,
  • Umstellung der restlichen, noch traditionell saisonweise bewässerten Flächen auf Dauerbewässerung, so dass statt der traditionellen einen Ernte überall zwei bis drei Ernten möglich wurden,
  • Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen um 535.000 Hektar durch Bewässerung,
  • Ausdehnung des Reis- und Zuckerrohranbaus, um teure Importe zu reduzieren.

Das Projekt kostete umgerechnet etwa 2,2 Milliarden Euro. 451 Menschen verloren im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen ihr Leben.