Geschichte Hurghada
Anfang 1900 bestand Hurghada nur aus einer Ansammlung von ca. einem halben dutzend Fischerhütten, in denen Beduinen ihren Stockfisch an die vorbei ziehenden Karawanen verkauften. Markantes Merkmal des Treffpunktes soll ein s.g. Gharqadbaum (Bocksdorn) gewesen sein, der in Strandnähe wuchs. Mit den Jahren verwandelte sich der Name Gharqad in Al Gharqad, bis am Ende Al Gharqada draus wurde.
Um 1915 kamen britische Öl Sucher dazu und Menschen die sich Arbeit, Händler die sich Geschäfte mit Gewinnen erhofften. Ohne Rücksicht auf die Natur wurde nach dem schwarzen Gold gebohrt und die Ausbeute am Ende eher mager. Die Ölsucher gingen in Richtung Norden - nach Ras Gharib, viele Menschen aber blieben, entdeckten den Fischfang wieder und bestritten durch dessen Handel ihren Lebensunterhalt. Offiziell wurde Hurghada 1931 in die Bücher eingetragen, wurde Provinzhauptstadt und bekam einen strategisch wichtigen Militärflughafen.
Das so genannte Camp David-Abkommen vom 17. September 1978 sollte Frieden in Nahost schaffen - doch wirkliches Vertrauen herrscht zwischen den einstigen Kriegsgegnern - leider - bis heute nicht. Ungefähr zur dieser Zeit, wurde der ehemalige General der ägyptischen Armee "Yussuf Affifi" als Gouverneur der Provinz Red Sea ernannt. Für ihn war es nicht gerade der attraktivste Posten. Der ca. 1.000 Seelen zählende Ort schien zu jener Zeit sogar von Allah verlassen und das wollte der pfiffige und tatkräftige General ändern. Er witterte die Chance des eher öder Örtchens und begann diesen zu erschließen. Er bezierzte finanzkräftige Investoren mit der Vergabe von preiswertem Land, gab ihnen unbürokratische Baugenehmigungen - mit kräftigen Steuernachlässen - die teilweise bis heute gelten. Besagter Gouverneur Yussuf Afifi wird heute als ein s.g. Volksheld gesehen, in Hurghada und auch El Gouna sind Straßen nach ihm benannt!!
Zuerst "organisierte" er die Fischer, damit ihnen die großen Firmen aus Alexandria und Kairo nicht mehr die Preise vorschreiben konnten. Dadurch brachte der Fischfang plötzlich Gewinne ein. Diesen wiederum legte der General in die Strom und Süßwasserpipelines an und so war die Grundlage für eine auf- und ausbaufähige Infrastruktur geschaffen. Hurghada war aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Aber ehe die herrlichen Strände, die Korallenriffe und das glasklare Wasser den Touristen aus aller Welt als Zutaten für einen Traumurlaub verkauft wurden, dauerte es noch eine Weile. Der Grundstein für die Touristische Erschließung in dieser Region legte Mohamady Hwaidak (auch Vater Hurghadas genannt) zuerst in Safaga und zwar am 01.11.1979. Überredet hatte ihn ein deutscher Tauchlehrer namens Falko Engelhard (Foto rechts zusammen mit seiner kl. Tochter). Dieser war der festen Meinung, dass die Zukunft der Region am Roten Meer, im Tauchsport läge. Herr Hwaidak hatte mit vielem gerechnet, - Wattwanderungen, Bergsteigen, ja, - aber Tauchen? Eigentlich sind die Taucher die touristischen Ureinwohner von Hurghada, denn "Tauchtourismus" gab es zu der Zeit schon. Rudi Kreip zum Beispiel hatte seine "Zelte" schon um 1977 vor Ort aufgeschlagen. Allerdings hielt man die vereinzelten "Figuren für eine Handvoll Spinner", die in Zelten campierten und für ihren Sport ihr Leben riskierten. Engelhard schlug Hwaidak vor, einen Gebäudeteil der "Aluminium Company" in Safaga zu mieten und zu einem "Hotel" umzubauen - das bis zum Umbau als Unterkunft für Arbeiter diente. Gesagt getan! Die Rechnung der Beiden ging auf. Das erste Hotel in Safaga, deren Gäste auf dem (ehemaligen) Militärflughafen in Hurghada landeten, war immer voll ausgelastet.
In Hurghada - runde 45km nördlich standen schon zwei Hotels, ein staatliches - das vom Ägyptischen Architekten M. Ramsy Omar entworfen, gebaute und 1963 eröfnet wurde, damit sich betuchte Gäste aus Nah und Fern so richtig gut erholen sollten, was aber mehr schlecht als recht funktionierte. Heute kennen wir es unter dem Namen "Sheraton".
(s. Bild links)
Und das fast Zeitgleich, ein paar km südlich gelegene "Magawish" im Besitz von "Misr Trawel", das später zum "Club Mediterrane" wurde und heute "Magawish Swiss Inn" heißt. Der Erfolg - blieb für beide Häuser aus, sie waren schlicht und einfach viel zu teuer. Dann folgte im Juni 1967 der Sechstagekrieg - nix ging mehr - das runde Tortenähnliche-Hotel schloss für über ein Jahrzehnt die Türen, bis es ca. 1976 von der Sheraton-Gruppe übernommen wurde. Gäste, die zu der Zeit dort waren erinnern sich: Natürlich war es für uns zu teuer, aber dem Hotel direkt angeschlossen waren einige kleine einfache zweistöckige Häuser, in die wir uns einmieteten.
(Foto: Joachim Paul - der seinerzeit als Funkfachmann auf einer Bohrinsel im Roten Meer gearbeitet hat - die Aufnahme entstand 1976 auf dem Helikopterflug vom Hotel zu Bohrinsel)
Mohamady Hwaidak nahm Kontakt zum Gouverneur Yussuf Afifi auf. Er wollte Land in Hurghada erwerben und der Gouverneur erwiderte: Suchen sie sich etwas aus! Rund zwei km hinter den Sheraton-Hotel-Rundbau - in Richtung Süden - wurde er fündig. Das Gelände war ideal, hatte nur einen gravierenden Nachteil, es fehlte die Anbindung an die damals einzige Straße. Die beiden handelten einen Deal aus: Wenn der Gouverneur für die Straße sorgte, wollte er Hotelier sofort nach Fertigstellung mit dem Hotelbau beginnen. Und genau dies tat er im Sommer 1983. Hurghada stand kurz vor der "Geburt".
Das erste Hotel des Privatmannes M. Hwaidak ist das „Giftun Village“ (heute Giftun Azur), es öffnete - noch nicht ganz fertiggestellt - am 16.12.1984 seine Türen. Noch ahnte keiner was daraus würde. Gründliche Städteplanung war damals noch ein Fremdwort und wenn, dann blieb keine Zeit dafür. Investoren aus aller "Herren Länder" gaben sich die Klinken in die Hand, jeder wollte ein Stück von dem Kuchen und so wuchs Hurghada fast in "Schallgeschwindigkeit" und in der selben Geschwindigkeit litt die Natur im Roten Meer. Heute sind mehr als 50 km Küste am Roten Meer mit über 250 Hotels zugebaut. Der Hotelbetrieb im Giftun Village lief von Beginn an - was man vom Sheraton nicht behaupten konnte. Gäste, die zu der Zeit dort waren erinnern sich: Natürlich war es für uns zu teuer, aber dem Hotel direkt angeschlossen waren einige kleine einfache zweistöckige Häuser, in die wir uns einmieteten.
- 1963 entstand zuerst das Staatliche Rundbau-Hotel - das ca. 1978/79 von der Sheraton Gruppe übernommen wurde (1993 ging es in den Besitz von Saudischen Investoren über - seit 1997 steht die Anlage leer - weil der Ägyptische Staat und der Saudische Käufer keine gütliche Einigung über Kosten fanden. Zu lesen war, das man es 2015 wieder zu neuem Leben erwecken wollte - was aber bis heute nicht geschehen ist - Stand 10.2018.
- 1964 das Magawisch - das später zum "Club Mediterrane" wurde / heute das Magawish Swiss Inn
- 1982 AL Mashrabiya Beach Resort
- 1984/85 Giftun Village - (heute das Giftun Azur)
Die Stadt hat inzwischen weit mehr 250.000 Einwohner, von denen die meisten im Tourismus tätig sind. Heute besteht die Bewohnerschaft zum größter Teil aus Männern. Das lag daran, dass die Stadt nicht natürlich gewachsen ist und viele aus den Dörfern und Städten des Landes hierher kamen, um ihr Geld mit dem Tourismus zu verdienen. Sei es als selbständige Händler, oder als Angestellte in den zahlreichen Hotels und Geschäften. Die Familien blieben in der alten Heimat und die Väter bzw. Söhne kamen nur an den freien Tagen nach Hause zurück. Die Stadt war lange (im groben) in drei Teile aufgeteilt, heute sind es mindestens sieben - und weitere werden folgen. Im Norden, von El Gouna kommend, passiert man zuerst Al - Ahiaa an der Küstenstrasse zwischen EL Gouna und EL Dahar. Von Einheimischen kaum bewohnt, ist das Gebiet in "Europäische Länder" unterteilt. Es gibt Englische, Niederländische, Deutsche Siedlungen und Villen. Nach El Helal gehts weiter nach Süden- nach El Dahar oder Down Town. Dort sind Wohnblocks für die einheimische Bevölkerung entstanden. In der Gegend findet man Einrichtungen wie z. B. die Post, den Basarstraßen, dass alte - aber sehr sehenswerte Aquarium, öffentliche Strände, das Passamt, Amm Daula (Staatssicherheit) und Krankenhäuser. Ebenfalls in Dahar, nicht weit vom Einheimischen Gemüsemarkt entfernt befindet sich die neue imposante St. Shenouda Kathedrale der koptischen Gemeinde, die nach dem Abriss der Alten aus dem Jahr 1922, ca. 2011 fertig gestellt wurde. Und die ca. 1970 erbaute Abdel Moneim Riadh Moschee (viele nennen sie der Einfacheithalber Al Dahar-Moschee), die jahrelang das Wahrzeichen Hurghadas war, bis 2012 die neue El Miniya Moschee am alten Hafen fertig gestellt wurde.
In Richtung Süden folgt der Stadtteil Sekalla: Hier - um den (alten) Fischerhafen herum, ist das ursprüngliche Hurghada, die Fischer- und Handwerkersiedlung (von der 2014 nur noch die Hälfte übrig geblieben ist, da sie dem Neubau der neuen Marina und Modernisierungen weichen musste). Die schöne Flaniermeile an der Marina wurde 2008 feierlich eröffnet. Ab hier, ist fast alles auf die Touristen ausgelegt. Ab diesem Bereich hat man auf einer Länge von mehr als 15 Km kaum eine Chance an den Strand zu gelangen, ohne durch ein Hotel gehen zu müssen. Auch wenn man diese Hürde ggf. mal überwunden haben sollte, ist ein ausgedehnter Strandspaziergang eher unmöglich. Die Hoteliers wissen dies durch Zäune zwischen ihren Anwesen zu verhindern. "Denn: Nur der Gast der sein Geld im eigenen Hotelrestaurant oder an der eigenen Hotelbar ausgibt ist ein guter Gast." Aber auch Kulinarisch gibt es hier alles, vom MC über JFC bis hin zum Ägyptischen Döner von GAD. Und hervorragende Ägyptische Restaurants, wie das Bordiehns at Marina (inzwischen geschlossen) und das Moby Dick (das bis heute existiert), u.a. bekannt für ihr hervorragendes Kamelsteak, das urige El Hefny, das El Jocker mit ihren fantastischen Fischgerichten und viele mehr.
An Sekalla schließt sich nahtlos Hadaba an und weiter, hinter dem Old Sheraton Hotel, El Kawther auch El Kausar - der moderne Teil Hurghada`s mit der Hotel- und Geschäftszone El Mamsha, eine ewig lange Fussgängerzone, an der z.B. das Siwa Grand Beach, das Grand Hotel und Resort liegen. Aber auch dann ist noch lange nicht Schluss. Weiter geht's nach Magawisch, einer Hotel- und Wohngegend mit vielen Villen, Mehrfamilienhäusern der "gehobenen Klasse" und natürlich weiteren Hotels.
Vor ein paar Jahren genügte noch ein gutes Fahrrad, heute darf es schon eine Mofa sein, um von einem Ende zum Anderen - der ausufernden Stadt zu gelangen. Wer doch ein Fahrrad nehmen will, der sei gewarnt: Bei ständigen Gegenwind könnte es etwas länger dauern. Die Stadt zieht sich inzwischen an die 50 km, schier endlos erscheinend, an der Küste entlang. In relativ kurzer Zeit wurden, wie oben schon angemerkt, ca. 280 Hotels und Ressorts gebaut. Seit ein paar Jahren gibt es eine Ring Road (heute der s.g. Mittelring), mit dem Ziel den Verkehr durch die Stadt zu entlasten. Um den Durchgangsverkehr von Süd nach Nord und umgekehrt zu bewältigen - kam vor ein paar Jahren noch ein vierspuriger Außenring dazu.
Was auf der einen Seite neu gebaut wird, scheint auf der anderen der Spitzhacke zum Opfer zu fallen. Anstelle der "Tante-Emma-Läden" fürs tägliche Leben, reiht sich heute ein Souvenirshop an den anderen. Überhaupt kommt es mir so vor, dass es in Hurghada bald mehr Souvenirshops als Betten gibt; frei nach der Devise: es darf einfach kein Mensch ohne ein Papyrus - oder was auch immer - nach Hause fliegen. Insgesamt liegt das Souvenir- Preisniveau in Hurghada deutlich höher, als z.B. im Niltal, oder in Dahab auf der Sinaihalbinsel. Aber: Die Menschen der Stadt leben fast ausschließlich von den Touristen und deren Unkosten sind in Hurghada ganz sicher höher als im Niltal oder in Dahab - auf der Sinaihalbinsel.
Ganz sicher gibt es Dinge, die es so nicht geben sollte, wie z.B. das Bedrängen der Gäste unbedingt was zu kaufen. Inzwischen haben einige Geschäftsleute schon kapiert, dass mit der s.g. penetranten Anmache der Urlauber - nicht wirklich viel zu verdienen ist, aber noch lange nicht alle. Sie richten sich halt mit „ägyptischer Schnelligkeit“ auf Änderungen ein und das kann dauern. In der "Neuen Marina" z. B. ist es den Händlern unter der Androhung der Kündigung strengstens untersagt auf "Kundenfang" zu gehen. Es gibt schon einige Läden in denen die jetzigen Besitzer - nicht die "Ersten" sind.
Einige Detail-Informationen wurden vom Autors Peter S. Kaspar aus seinem Buch „Visionär am Roten Meer“ entnommen.